Ist Yoga gesund? Auf jeden Fall. Kann Yoga der Gesundheit schaden? Definitiv. Ein Widerspruch? Nein.
Ich liebe Yoga. Ein Tag, an dem ich Yoga praktiziere, ist ein besserer Tag. Yoga verdanke ich auch einen schlimmen Bandscheibenvorfall. Wann nutzt oder schadet Yoga deiner Gesundheit und wie erkennst du man als Yogaschüler*in, gut aufgehoben zu sein im Studio deiner Wahl? Mit gesundem Menschenverstand.
Wie viele Schüler*innen kann ein Lehrender gleichzeitig überblicken und individuell begleiten? War seine/ihre Ausbildung umfangreich, und welche Standards lagen dieser zugrunde? Der Begriff des Yogalehrenden ist kein geschützter. Ein 50 Stunden Trainerschein reicht theoretisch auch.
Jung und weniger jung, beweglich und steif, sportliche und gemütliche Menschen begegnen sich in einer Yogastunde. Gibt es Hinweise für individuelle Variationen der Haltung? Wie leitet Sprache dich durch deine Stunde? Peitscht sie deinen Ehrgeiz oder ermuntert sie zur Selbstfürsorge?
Sollst du deine Zehen erreichen oder den Weg dorthin erfahren und genießen? Werden im Gruppenunterricht bekannte sogenannte unfunktionelle Übungen unterrichtet (z.B. Schulter- und Kopfstand. Selbst ohne Anatomiekenntnisse drängt sich die Frage auf: warum trägt die zarte Halswirbelsäule nur den Kopf und nicht den ganzen Körper- und ist deine dazu stark genug)?
Natürlich praktiziert jede*r Yogaschüler*in eigenverantwortlich. Das gilt es, zu üben: ermuntere dich zur Fürsorge, statt zur Selbstoptimierung. Seiest du auch noch so geschmeidig und stark: Es gibt anatomische Grundwahrheiten, um die kein Mensch herumkommt. Und auch die allerbesten Yogalehrenden können nicht in deinen Körper gucken, als wärest du deine eigene Röntgenaufnahme.
Wer mehr wissen und dabei lachen möchte: das wunderbare Buch von Eva Haak „Katastrophenyoga“ ist eine klare Empfehlung. Keine trockene Anatomie, stattdessen trockener Humor, tolle Grafiken und eindringlicher Appell an eine angemessene Yogapraxis. Dann schadet Yoga nicht deiner Gesundheit, sondern erfüllt und wirkt heilsam. Für Körper, Geist und Seele.
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Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und Danke für den Buchtip, habe mich schon köstlich amüsiert.
Gruß Andrea
Sehr schön geschrieben und wie wahr. Ich möchte noch ergänzen, dass Yoga in meinem Verständnis vorallem eine Geisteshaltung ist, bei der Selbstfürsorge, die eigenen Grenzen kennenlernen und wahren und ahimsa ganz oben stehen. Das achten von anderen und sich selbst. Der Respekt vor dem eigenen Körper und der anderer Menschen, wie auch immer diese aussehen mögen. Da ist das Turnen auf der Matte nur eine weitere Übung, in der man diese Geisteshaltung kultivieren kann. Da hat Ehrgeiz nichts verloren, kein Wettbewerb, kein nach links und rechts schauen, sondern innehalten und nach innen schauen. Dass Yoga dem Körper auch noch gut tut, heilsam sein kann, ein Werkzeug ist, dass gegen körperliche und seelische Befindlichkeiten wirksam ist, passiert dann fast beiläufig nebenher.