Du atmest durch die Nase ein. Mit der Ausatmung wird gesummt. Wie eine Biene. Das schaltet den Kopf aus und knipst das Wohlgefühl an. Der Name Bhramari beschreibt, worum es geht: „die Bienenartige“. Das Pranayama (die Atemübung) hat eine wunderbar beruhigende und ausgleichende Wirkung auf den gesamten Organismus. Summen die Bienen in der Gruppe, entsteht ein betörender Klangteppich. Also, nachdem der Punkt überwunden ist, sich albern vorzukommen.
In Lohn und Brot begleite ich Menschen mit psychischer Erkrankung bei ihrer Teilnahme am Arbeitsleben. Und praktiziere mit ihnen Yoga und Meditation. Eine Klientin leidet unter furchtbaren Angstzuständen, der ganze Körper bebt, die Füße in laufender Bewegung. Das Einatmen ist qualvoll lang, das Ausatmen gerät in Vergessenheit. Ich bitte sie, die Aufmerksamkeit auf die Ausatmung zu lenken. Wir beginnen mit Bhramari. Eine kurze Weile später kommen die Füße zur Ruhe, der Körper folgt. Sie schlägt die Augen auf: „Jetzt geht es besser. Danke.“ Ein berührender, besonderer Moment kommt ganz unspektakulär daher.
Der Biene werden kleine Wunderkräfte nachgesagt. Bhramari soll der Stimmbildung dienen und die Lungenkapazität erhöhen. Sie soll Heiserkeit und Hustenanfälligkeit reduzieren, die Stimmung heben und Schlafschwierigkeiten heilen. Das alles kann sein. Was aber jede*r sofort spüren kann, ist die wohltuende Stille im Gedankenkarussell.
Und das ist das Ziel von Yoga: Das zur Ruhe bringen der Wellenbewegungen des Geistes. „Yoga cittivritti nirodah“. (Patanjalis Yogasutra, das zweite und wahrscheinlich bekannteste).
Besonders intensiv: Die Ohren und Augen mit den Fingern verschließen. Nicht hören, nicht sehen, es summt nur im eigenen Kopf.
Für das schöne Titelbild danke ich herzlich: marian anbu juwan auf Pixabay
Eine Randnotiz: Die Schreibweise Brahmari bedeutet „Klang von Brahman“, also Klang des Absoluten. Das Bienensummen aber ist Bhramari, die Bienenartige.