Yoga zeigt uns Wege, unser bestmögliches Leben zu gestalten. Für uns selbst. Klar, das wollen wir alle. Jedoch, und da beginnt Yoga: nicht auf Kosten von … Menschen, Tieren und Ressourcen. Das berühmte Yogasutra des Patanjali beschreibt einen achtgliedrigen Übungspfad. Das erste Glied und allen weiteren voran stehende ist (auf Sanskrit Ahimsa), die Gewaltlosigkeit. Himsa heißt töten oder Schmerzen verursachen. Das a bedeutet: nicht. Der Gewaltlosigkeit ordnet sich alles andere unter.
Jeder Schritt hin zu Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Toleranz zählt.
Der profane Alltag als Übungsfeld. Was nimmst du aus der Welt? Nutzt du für drei Personen drei Autos oder (auch) Öffis? Was isst du, und wo kommt deine Nahrung her? Äpfel aus Neuseeland oder aus dem Alten Land? Ist dir das egal? Hauptsache Bio? Isst du Fleisch? Wie oft? Wie leben diese Tiere bis zu ihrem Tod? Kaufst du deinen Kaffee unterwegs im Mehrwegbecher und dein Gemüse unverpackt? Stopfst du deine Socken? Verstehe mich nicht falsch. Keiner wird dich richten, außer du dich selbst.
Je abstrakter das Übungsfeld, desto schwieriger. Wie denkst und redest du über dich und andere? Übe dich für eine Minute, über nichts und niemanden zu urteilen, in dessen Haut du nie gesteckt, und dessen Schuhe du nie tragen musstest. Vor allem: urteile nicht schlecht, denn das ist, was wir am besten können. Übe dies für eine Stunde. Einen Tag. Eine Woche. Einen Monat. Ein Jahr. Immer. Und übe dies auch in Bezug auf dich.
Yoga de luxe für Fortgeschrittene. Die Meditation der liebenden Güte. Du schickst alle Liebe, derer du fähig bist. An Menschen, die du liebst. Das fällt leicht. An gute Freunde. An deine Eltern (es wird schwieriger). Deine Vorgesetzten. Den asozialen Stinkstiefel, der unter dir wohnt. Das alles ist keine Herausforderung? Du bist definitiv erfahrend übend in Gewaltlosigkeit. Ich beneide dich. Zutiefst.
Der ultimative Test. Nacktschnecken. In deinem Garten. In Horden fressen sie deine Ernte auf. Besiedeln schleimig deinen Weg. In welchen Zustand siehst du diese Tierchen am liebsten? Überfahrene Nacktschnecken. Zerschnittene Nacktschnecken. Gesalzene Nacktschnecken. Sich gegenseitig fressende Kannibalen-Nacktschnecken. In Essig eingelegte Nacktschnecken. Mit kochendem Wasser überbrühte Nacktschnecken. In Bier ertrunkene Nacktschnecken (klappt nicht, das weiß ich aus eigener Versuchsreihe). Der Test ist nur bestanden, wenn du ohne Hass jeden Abend barfuß in ein schleimiges Tierchen latscht. Um es dann liebevoll in einem Wald, 3 km entfernt deines Fleckchens auszusetzen. Zusammen mit seinen Schnecken-Kumpels.
Nach 15 Jahren Yogapraxis muss ich sagen, ich stehe ganz am Anfang.
PS: Liest dies ein Biologe, ich freue mich sehr, wenn mir jemand den Sinn dieser possierlichen Tierchen erklärt.
Für ein Leben ohne Gewalt. Ich arbeite dran. Ahimsa.
Schlimmer als Schnecken sind dann nur Terrornachbarn oder die lieben Miteigentümer. Doch auch da gilt: Ahimsa.
Sehr schöner Text mit viel wahrem Kern. Jüngst habe ich gelesen, dass Nackschnecken, fröhlich übers Gesicht schleimend, der neuste Beautytrend sind. Biobotox! Na, wenn das keinen Sinn macht, ich weiss es nicht….
ich glaube, dann lieber In Würde das Gesicht in Falten legen 🙂